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Nachhaltigkeit in Zeiten des COVID-19

Weggeworfene Gesichtsmaske illustriert Müllproblem durch COVID

Ganz ehrlich: Wenn ich die Bilder sehe, wie Wegwerf-Gesichtsmasken aus dem Meer gefischt werden, oder selbst wenn ich nur mal kurz vor die Tür gehe und über Einmal-Handschuhe stolpere, mir wird ganz übel bei dem Gedanken, was wir in diesen Zeiten mit unserem Planeten anrichten. Alles, was wir an Umweltbewusstsein jahrzehntelang mühevoll aufgebaut haben, scheint mit einem Schlag wie weggewischt. Eine Wegwerf-Maske alle 4 Stunden, wenn man den Empfehlungen folgt – da kann man sich ausrechnen, welche Müllberge sich alleine davon ansammeln. Was passiert mit der Nachhaltigkeit in Zeiten des COVID-19 ?

„Etwa 129 Milliarden Masken und 65 Milliarden Handschuhe werden monatlich während der Pandemie verwendet.” schreibt Greenpeace Schweiz in Bezug auf eine Studie im Fachmagazin Environmental and Science Technology. Ein BBC Artikel verweist darauf, dass chirurgische Masken aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung etwa 450 Jahre benötigen, um sich zu zersetzen. Erschreckende Zahlen.

Ist dieser ganze Müll wirklich nötig?

Nicht unbedingt, wenn es nach verschiedenen Experten geht. Die deutsche Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung beispielsweise empfiehlt im Alltag eine Stoff-Maske

Wenn man nicht gerade im Gesundheitsbereich arbeitet oder an einer Atemwegserkrankung leidet, sollten also wiederverwendbare Masken oder Hygienemasken ausreichend sein. Auch Einweghandschuhe sind für den Normalbürger nicht nötig. Vielmehr führen sie häufig dazu, dass man sich in falscher Sicherheit wiegt, sich doch mal eben mit dem Handschuh ins Gesicht fasst oder sich schlimmstenfalls beim Ausziehen der Handschuhe kontaminiert. Häufiges Händewaschen sind die sinnvollere Variantes, wie beispielsweise auch Dr. Gerhard Eich bestätigt.

Und preislich?

In Spanien beispielsweise kostet eine medizinische Gesichtsmaske im Schnitt etwa 50 cent. Das macht, wenn man von 2 Masken pro Tag ausgeht, 7 EUR in der Woche. Zum Vergleich: Homologierte wiederverwendbare Masken sind schon ab etwa 9 EUR/Stück zu haben – und halten je nach Modell bis zu 120 Wäschen aus. Wiederverwendbare Masken sind also nicht nur umweltfreundlicher sondern mittelfristig auch günstiger.

Es gibt verschiedenste Modelle. Beim Einkauf ist darauf zu achten, dass sie homologiert sind, und ich rate dazu, zu prüfen, wie oft die Masken gewaschen werden können. Es gibt durchaus wiederverwendbare Masken im Angebot, die nur 20 Wäschen aushalten aber preislich nicht weit unter Masken liegen, die man über 100 Mal in die Waschmaschine stecken kann. Außerdem ist natürlich die Maske so anzuwenden und zu pflegen, wie es vom Hersteller empfohlen wird, um einen optimalen Schutz zu gewährleisten.

Masken richtig entsorgen

Wenn man schon (aus welchem Grund auch immer) Einmalmasken verwendet, sollte man zumindest dafür sorgen, dass diese korrekt entsorgt werden. Bitte NICHT in irgendwelche offenen Straßen-Mülleimer werfen, denn daraus können sie viel zu einfach von einem Windstoß oder einem nach Futter wühlenden Tier herausgeworfen werden und landen auf der Straße. Am besten luftdicht verschlossen in einen Müllcontainer mit Deckel entsorgen.

Weitere Nachhaltigkeits-Aspekte der Corona-Pandemie

Allerdings ist das Müll-Problem nur das offensichtlichste von vielen Nachhaltigkeits-Defiziten, die die COVID-19-Pandemie offenbart. Ein sehr interessanter Bericht des Fraunhofer Instituts weist auf den Mangel an ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Nachhaltigkeit hin, den diese Krise offenlegt (beispielsweise komplexe Wertschöpfungsketten, die Zerstörung des Lebensraums vieler Tiere, was den Menschen vermehrt Viren aussetzt, die bisher nur bei Wildtieren vorkamen, oder der Personalmangel im Gesundheitssystem).

Die UN haben eine erste Analyse ausgearbeitet, inwiefern sich die Corona-Krise auf die Sustainable Development Goals auswirkt und zeigen die sehr komplexen und ineinander greifenden Aspekte auf: Eindrucksvoll zeigt sich dies beispielsweise bei den Schulschließungen: Diese bedeuten nicht nur, dass bei den betroffenen Kindern Wissens-Lücken entstehen, sondern auch, dass sie oftmals die von der Regierung zur Verfügung gestellten Mahlzeiten nicht erhalten. Kinder, die in einem Umfeld von Gewalt leben, verlieren darüber hinaus eine sichere Zone und wichtige Bezugspersonen. Die Kinder zu Hause zu haben, bedeutet auch eine zusätzliche Belastung für die Eltern, die sich neben der Arbeit gleichzeitig um die Kinder kümmern und oftmals auch noch Unterricht für diese leisten müssen. Dies führt  zum Teil zu einer Reduktion der Arbeitszeit, was wiederum mit einem reduzierten Einkommen einhergeht. Große Unterschiede beim Zugang zu digitalen Lernmethoden vergrößern die Kluft zwischen Arm und Reich weiter. 

"Countries need to [...] seize the opportunity of a greener, more inclusive economy"​
UNSDG-Analyse

Die Analyse gibt zahlreiche Empfehlungen ab: „Everything we do during and after this crisis must be with a strong focus on building more equal and inclusive societies that are more resilient in the face of pandemics, climate change, and the many other challenges we face…. Countries need to be steadfast in moving forward with the implementation of these common commitments, especially investments in people, health and social protection systems, and seize the opportunity of a greener, more inclusive economy“.

COVID-19 als Chance?

Einige Aspekte haben in Zeiten der Corona-Krise Auftrieb bekommen. Beispielsweise der Einkauf von regionalen Produkten, Digitalisierung oder zunehmende Solidarität. Ein weiterer Gesichtspunkt, der häufig angeführt wird, ist, dass sich die Umwelt durch die Restriktionen in vielen Ländern zunehmend erholt. Als Beispiele werden klares Wasser in Venedig genannt, bessere Luftwerte sowie die Rückkehr von Tieren und Pflanzen in die Städte.

Was ist dran, an diesen Aussagen? Laut verschiedenen Studien gibt es wohl in der Tat eine Reduktion des Stickstoffdioxid-Ausstoßes, vor allem während Lockdowns. Die stark verringerte Mobilität sowie Einsparungen bei nicht-geheizten Arbeitsstätten sind nur ein paar Punkte, die hier ausschlaggebend sind. 

Allerdings ist dies laut Dr. Johannes Schuler vom Fraunhofer Institut alles eine sehr kurzfristige Angelegenheit, wie er in diesem Artikel erklärt. Selbst, wenn wir das verringerte Niveau des Schadstoffausstoßes beibehalten, sind die bereits ausgestoßenen Stoffe immer noch in Böden, Gewässern und der Luft vorhanden.

Dennoch gibt es laut Dr. Schuler Hoffnung, dass die Pandemie uns zum Umdenken zwingt: „Möglicherweise gibt es positive Synergieeffekte für den Kampf gegen den Klimawandel.“

Die Erfahrung des gesellschaftlichen Zusammenhalts im Kampf gegen den Virus über die nationalen Grenzen hinaus, könnte dazu führen, dass auch der Klimawandel als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden wird. Natürlich ist es aber noch viel zu früh um diese Dynamik abzuschätzen.
Dr. Johannes Schuler
Fraunhofer Institut

Auch Dr. Miriam Bodenheimer und Dr. Jacob Leidenberger vom Fraunhofer Institut sehen diese Herausforderungen auch als Chance, “unsere Wirtschaft und Gesellschaft nicht wieder so aufzubauen, wie sie vor Corona war – sondern Wirtschaft, Konsum und Ernährung, Gesundheitswesen, Mobilität, Energie, etc. umgehend nachhaltiger zu gestalten.” In ihrem Bericht führen sie als Beispiele mehr Homeoffice an, um das Pendeln zu reduzieren, sowie den teilweisen Ersatz von Dienstreisen durch Videokonferenzen. Wird dies passieren? Ich würde es mir sehr wünschen.

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