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Solltest du deine Kinder im Vorstellungsgespräch erwähnen?

Job interview with kid

Es gibt viele Eltern – vor allem Mütter – die sich fragen, ob sie das Thema Kinder in einem Vorstellungsgespräch ansprechen sollten. Unsere Kinder in einem Vorstellungsgespräch zu erwähnen, kann Arbeitgeber abschrecken. Sie nicht zu erwähnen, ist allerdings auch nicht die beste Option: Früher oder später wirst du von zu Hause aus arbeiten oder die Arbeit früher verlassen müssen, um dein Kind von der Schule abzuholen, weil es krank ist, oder du kannst abends nicht länger bleiben, um ein Projekt zu beenden, weil du das Abendessen vorbereiten musst – wenn du also nicht einen absolut sicheren Backup-Plan für jede denkbare Situation hast, warum solltest du dann nicht von vornherein offen über deine Kinder sprechen?

Nicht die Wahrheit zu sagen, macht uns nervös

Als Mutter wirst du dich ziemlich wahrscheinlich unwohl fühlen, wenn du das Thema nicht ansprichst, und du wirst ständig darauf warten, „erwischt“ zu werden. Außerdem könnte es schlimmer sein, gar nicht erst offen und ehrlich zu sein, als einfach mit offenen Karten zu spielen.

Experten haben unterschiedliche Meinungen über den idealen Zeitpunkt. Einige empfehlen, Kinder bereits im Bewerbungsschreiben zu erwähnen, andere sagen, es sei besser, bis zum Vorstellungsgespräch zu warten, wenn du bereits die erste Hürde genommen und die Möglichkeit hast, den Personalverantwortlichen persönlich davon zu überzeugen, dass Kinder keinen Einfluss auf deine Leistung im Unternehmen haben werden. Ich bin für den ersten Ansatz. Und ich möchte dir gerne mit einer kleinen Anekdote erläutern, warum:

Ich habe mich einmal für einen Job beworben, als mein zweites Kind gerade ein paar Monate alt war, und es sah alles nach der absolut perfekte Gelegenheit aus. Es war ein tolles Unternehmen, es herrschte eine lockere und sympathische Stimmung mit meinen Gesprächspartnern und das Vorstellungsgespräch verlief reibungslos – in der Tat verlief es so reibungslos, dass ich einfach vergaß – oder bewusst beschloss, es nicht zu tun – über meine Kinder zu sprechen und zu fragen, ob es die Möglichkeit gäbe, Teilzeit zu arbeiten.

Setze von Anfang an die richtigen Erwartungen

Als das Vorstellungsgespräch vorbei war, wurde ich richtig nervös. Plötzlich, als die Möglichkeit, den Job zu bekommen, real wurde, hatte ich das Gefühl, dass ich mein Kind nicht den ganzen Tag allein lassen wollte, da es noch so klein war. Ich hatte jedoch die Gelegenheit verpasst, mit dem Unternehmen über Teilzeit oder Homeoffice zu sprechen, und obwohl ich nicht verpflichtet war, meine familiäre Situation darzulegen, war ich nun in Schwierigkeiten, weil ich das Thema gar nicht erst angesprochen hatte und das Gefühl hatte, nicht ehrlich zu meinem Gegenüber gewesen zu sein. Was sollte ich also tun?

Schließlich beschloss ich, mich mit der Personalleiterin – eine der Personen, die mich interviewt hatten – in Verbindung zu setzen und ihr meine Zweifel mitzuteilen, bevor das zweite offizielle Interview stattfand. Obwohl sie großes Verständnis für meine Situation zeigte, kam ich am Ende nicht in die nächste Runde – nicht, weil ich Kinder hatte und in Teilzeit arbeiten wollte, sondern weil ich nicht von Anfang an ehrlich gewesen war. Was – da sind wir uns wohl alle einig – nicht der ideale Weg ist, eine neue Beziehung einzugehen – sei es eine persönliche oder eine berufliche. Wir hatten jedoch ein gutes Gespräch, und sie riet mir, bei zukünftigen Bewerbungen von Anfang an offen zu sein und die richtigen Erwartungen zu setzen, um Missverständnisse zu vermeiden.

Ich muss sagen, dass dies wohl einer der besten Ratschläge war, die ich je in Bezug auf Bewerbungen erhalten habe. Ich habe jetzt meine Elternzeit in meinem Lebenslauf deutlich markiert und erwähne bereits im Anschreiben, dass ich gerne in Teilzeit arbeiten würde. So weiß das Unternehmen von Anfang an über meine persönlichen Umstände Bescheid, es gibt keine Überraschungen, und ich vermeide, wieder zu „vergessen“ oder nicht den richtigen Moment zu finden, das Thema im Vorstellungsgespräch anzusprechen. Ich kann nur jedem empfehlen, das Gleiche zu tun. Ich hatte seitdem mehrere Vorstellungsgespräche, es scheint also die Arbeitgeber keinesfalls abzuschrecken.

Halte es kurz und bündig

Das heißt aber nicht, dass du zu dreist sein und detailliert erklären solltest, was du aufgrund deiner familiären Situation ales NICHT tun kannst. Es geht auch nicht darum, Bilder deiner Kinder zu zeigen oder ein „Elterngespräch“ zu beginnen, nur weil der Personalverantwortliche im Vorstellungsgespräch gerade erwähnt hat, dass er/sie auch Kinder hat. 

Überlege stattdessen, wie sich deine Kinder möglicherweise auf deinen Arbeitsalltag auswirken könnten, und komme auf den Punkt, damit der Personalverantwortliche versteht, warum du das Thema überhaupt angesprochen hast. Wenn die Stelle zum Beispiel erfordert, dass du gelegentlich an Meetings nach Feierabend oder am Wochenende teilnimmst, frage nach, wie oft das der Fall sein wird, da du dies zu Hause im Voraus planen musst. Wenn du deine Kinder zur Schule bringst und morgens deshalb später als der Rest des Teams beginnst, frage, ob der Personalverantwortliche darin ein Problem sieht.

Du kannst die Gelegenheit auch nutzen, um deinem Gegenüber zu versichern, dass die Kinderbetreuung gut organisiert ist. Das nimmt ihnen die Angst, dass du öfter nicht verfügbar bist, als ihnen lieb ist. Nicht vergessen: Es ist toll, wenn du dich mit dem Gesprächspartner gut verstehst, aber achte darauf, das Thema auf einer professionellen Ebene zu halten. Sei außerdem bereit, Kompromisse einzugehen. Vielleicht ist eine Reduzierung der Arbeitszeit nicht möglich, aber du kannst vielleicht eine bestimmte Anzahl von Stunden von zu Hause aus arbeiten. Oder der Zeitplan, der dir vorschwebte, passt dem Unternehmen / der Abteilung nicht und du musst eventuell zusätzliche Vorkehrungen für die Kinderbetreuung treffen. Der Personalverantwortliche sollte nicht den Eindruck bekommen, dass du nicht bereit bist, auch deinerseits Zugeständnisse zu machen.

Noch Zweifel?

Sicherlich hängt es von den persönlichen Umständen ab, ob man die Kinder im Vorstellungsgespräch oder in anderen Momenten des Bewerbungsprozesses erwähnt oder nicht. Wie oben beschrieben, würde ich jedoch empfehlen, dies zu tun, um Überraschungen oder unangenehme Situationen in der Zukunft zu vermeiden.

Letztendlich sind wir alle Menschen und Mutter oder Vater zu sein, sollte für keinen Arbeitgeber ein Problem darstellen. Und wenn doch, solltest du dir die Frage stellen, ob du wirklich für dieses Unternehmen und/oder diesen Manager arbeiten willst. Viel Erfolg!

Wenn du in deiner aktuellen Position nicht glücklich bist, aber noch nicht den richtigen Job gefunden hast, empfehle ich dir meinen Beitrag Falscher Job? Eine positive Einstellung ist Gold wert.

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